Klassiker neu entdeckt: MechWarrior 4: Mercenaries (2002) (2024)

Inhaltsverzeichnis

  1. MechWarrior 4: Mercenaries (2002)
  2. Vorwort
  3. Story und Setting
  4. Gameplay
  5. Technik und Mods
  6. Fazit

Vorwort

Mit Heavy Gear, Earth Siege oder G-Nome, vor allem aber mit „MechWarrior“ feierte das Genre monströser Militärmaschinen lange Erfolge. MechWarrior 4 markierte 2002 aber vorerst das Ende der „Mechs“ auf dem PC, selbst wenn lange Zeit immer wieder von einem Nachfolger gesprochen wurde. Der ist mittlerweile aufgetaucht, heißt aber nun MechWarrior: Online und verfrachtet die Kampfkolosse nach dem unglaublichen Erfolg von „World of Tanks“ nach diesem Schema ausschließlich in Multiplayer-Arenen – und das Free-to-Play.

Das sah am Anfang des Jahrtausends, durchaus mehrdeutig, noch deutlich anders aus. Ein ausgedehnter Einzelspieler- und LAN-Modus mit interessanten Missionstypen, Gefechte mit einem höheren Spieltempo und Basteleien ohne Echtgeld-Einsatz – das klingt zwar grundsätzlich bekannt, aber nicht notwendigerweise unspektakulär. Nicht zuletzt winken die Arenakämpfe auf dem Spaßplaneten Solaris VII, bekannt dank der Begleitung durch den fiktiven, aber authentischen Sportkommentator Duncan Fisher („Live aus Solaris!“). Gute Gründe, sich den Gipfel der Mech-Mania noch einmal vorzunehmen und zu schauen, wo der Zahn der Zeit zugebissen hat.

Story und Setting

In der konfliktreichen Konstellation des futuristisch-feudalen BattleTech-Universums übernehmen Spieler als Mechpilot „Spectre“ das Kommando über eine Söldnereinheit unter der Patenschaft eines der großen Regimenter der Tabletop-Vorlage, die jeweils unterschiedliche Boni mit sich bringen. Durch verschiedene Aufträge arbeitet man sich anschließend während eines intergalaktischen Bürgerkrieges vom Schützenverein zur schlagkräftigen Elitetruppe hoch, während man seine bevorzugte Fraktion unterstützt – oder gleich alle. Das Setting wird aber lediglich im Intro kurz erläutert, ansonsten spielt die Story im Gegensatz zu den anderen Ablegern der vierten MechWarrior-Runde nur eine untergeordnete Rolle.

Der Job des abgeklärten Söldner-Chefs erfordert anstelle von politischem Fingerspitzengefühl zumindest minimale Management-Fähigkeiten, denn sowohl der Einsatzplanet als auch regelmäßig anfallende Reise- und Betriebskosten müssen in Betracht gezogen werden. Das Anheuern von weiteren Piloten sowie deren Gehalt schlagen ebenso wie die laufenden Kosten der Kampfmaschinen zu Buche: Bessere Piloten sind teurer und effektiver, wohingegen Rookies erst mühsam Erfahrung sammeln. Da beschädigte Mechs zeitweilig ausfallen, Reparaturkosten verursachen und Waffen durch gegnerische Treffer komplett zerstört werden können, kann das schnell teuer werden. Selbst das Abliefern der Truppe im Einsatzgebiet wird anhand der jeweiligen Tonnage berechnet – Kämpfen kostet also nicht zu knapp. Kämpfen sorgt allerdings auch für Beute, denn der Sieger bekommt auch das gesamte Schlachtfeld und damit oft genug abgeschossene Feindmaschinen, die das mickrige Salär der meisten Kontrakte um ein vielfaches aufbessern und eine aus gewissen Action-Rollenspielen bekannte Plünderungs-Freude aufkommen lassen.

Gameplay

Neben den Wirtschaftsaspekten stehen die Kämpfe im Vordergrund, welche sowohl im Vergleich mit den ersten drei Teilen der Serie als dem aktuellen Online-Ableger sowie dem Crysis-Mod „Living Legends“ deutlich actionlastiger und schneller ausfallen. Grundsätzlich reagieren die Kolosse flotter und weniger behäbig auf Input, wobei sie gleichzeitig tendenziell weniger Treffer aushalten. Ein Joystick wird dazu nicht zwingend benötigt, denn die Steuerung mit Maus und Tastatur geht ebenso gut von der Hand, wenngleich der Nager in den Optionen freigeschaltet werden muss.

Je nach gewähltem Mech unterscheidet sich das Vorgehen in den Gefechten, denn die wendigen, leichteren Modelle erfordern andere Taktiken als die langsamen, aber waffenstarrenden Derivate mit maximaler Tonnage – wenngleich mit fortschreitendem Verlauf der Kampagne kleinere Modelle nur noch selten praktikabel sind. Die Auswahl der Waffenart- und Gattung sorgt für ein gewisses Maß an taktischem Tiefgang, erfordern Kanonen und Raketen doch Munition, die gerade bei längeren Gefechten schnell knapp werden kann, wohingegen Laserwaffen lediglich hinsichtlich ihrer Hitzeentwicklung Limitierungen auferlegen. Zwar lässt sich das erste Problem mit einer höheren Munitionszuladung, das zweite mit weiteren „Wärmetauschern“ beheben, wobei aber die verfügbare Tonnage sinkt, in deren Rahmen alle Mechs frei konfiguriert werden können. Das umfasst Waffen mit unterschiedlicher Durchschlagskraft und Reichweite, Zusatzausrüstung von Sprungdüsen über Module zur elektronischen Kriegsführung bis hin zum Reaktor, der die Geschwindigkeit beeinflusst, sowie der Menge und Art der Panzerung. Insgesamt sind somit genug Stellschrauben vorhanden, sodass auch das Tüfteln an einem auf die jeweilige Missionsumgebung oder Spielstil angepassten „Loadout“ zu einem (rein optionalen) Spaßfaktor wird.

Für weitere Abwechslung wird durch die verschiedenen Missionen auf unterschiedlichen Karten gesorgt, die jedes Terrain, jede Tageszeit und jedes Wetter abdecken, während verschiedenste Gegnerarten und -mengen präsentiert werden. Auch die Missionstypen können sich heute immer noch sehen lassen, denn neben Soloausritten, Eskortaufträgen und „Schleich“-Einsätzen – die Mechs können hocken – finden sich auch große Schlachten, die neben den eigenen acht Streitern NPC-Mechs in erheblicher Anzahl ins Feld schicken. Eine gewisse Vorsicht ist allerdings nötig: Mechs fallen unter Beschuss schon einmal um, schalten sich bei Überhitzung ab oder verlieren ausreichend detailliert Gliedmaßen. Die Folge sind amputierte Waffen oder im Falle der Beine weniger Höchstgeschwindigkeit und, wie die nette AI-Stimme niemals müde zu betonen wird, ein defekter „Rückwärtsgang“. Das alles sorgt für genug Komplexität, um ausreichenden Tiefgang bereitzustellen – die zehn Jahre merkt man weder Gameplay noch Missionsdesign an.

Höhepunkt sind allerdings die Gladiatorenkämpfe auf dem Arenaplaneten Solaris, bei denen Free-for-All-Schlachten in verschiedenen Gewichtsklassen ausgetragen werden. Dank stets situationsbezogener Begleitung des quasi legendären Kommentators Duncan Fisher (George Ledoux) und den Solaris-Stars, die in besonders gefährlichen Mechkonfigurationen abseits der Standardvarianten antreten, kommt hier auch heute noch echte (Stadion-)Atmosphäre auf – die Kämpfe auf Solaris gehören immer noch zu den Höhepunkten des Spiels.

Duncan Fisher: „Look at them go! Man I love this game. It has my favorite things: Mechs, big guns and a whole lot of explosions. You know, my wife sometimes looks at me strangely. „Duncan“, she says, „there's more to life than Solaris“. Frankly, it's like she speaks another language. I mean, the words make sense individually, but put them together and it's complete nonsense.

Spaßig ist das auch aufgrund der gut gemachten Synchronisation, die gleichwohl nicht ganz an die englische Urfassung heranreicht. Die Grafik hingegen gewinnt damals wie heute durch ziemlich zweidimensionale Bäume und Sprites grundsätzlich keinen Award mehr. Immerhin reicht der Unterbau aber in Verbindung mit den immer noch akzeptablen Waffeneffekten und ordentlich texturierten Mechs speziell in Gefechten für eine angemessene Kulisse.

Technik und Mods

Neben Mechs, die niemals alt werden, erwarten Spieler auch altersbedingte Kompatibilitätsprobleme mit modernen Betriebssystemen. Zwar klappt die Installation von CD noch ohne weiteres, das Spiel samt Konfigurationstool muss jedoch als Administrator ausgeführt werden. Die Einstellungen des Konfigurationstools müssen zudem vor dem ersten Start manuell gesetzt werden, etwa durch die Auswahl der Grafikkarte. Da das Helferlein die „options.ini“ zwar schreibt, aber nicht (mehr) auslesen kann, werden Änderungen nicht ausgegeben, aber zuverlässig gesetzt. Unabhängig der gewählten Auflösung präsentieren sich die Menüs jedoch stets mit einer Auflösung von 800 × 600 Pixeln.

Auch im eigentlichen Spiel bleibt es bei einem Seitenverhältnis von 4:3, woran erst der empfehlenswerte „MekPak“-Mod etwas ändert, welcher in der derzeit aktuellsten Version 3.1 nicht nur das kostenlose Hauptprogramm enthält, sondern auch wieder auf einem 64-Bit-OS lauffähig ist. Das Urprogramm im „Vanilla“-Zustand rennt hingegen – unabhängig der Bitzahl – und scheint etwas weniger Anfällig gegen die Segnungen der Moderne zu sein.

Empfehlenswert ist der Mod, der den Kopierschutz des zehn Jahre alten Spiels entfernt, in jedem Fall, bringt er doch nicht nur weitere Mechs mit, sondern macht sie in der aktuellsten Fassung auch in der Kampagne verfügbar. Zu den neuen Kampfmaschinen, die das Inventar von 35 auf über 100 verschiedene Modelle bringen, gehören nicht nur winzige Kampfanzüge, sondern auch weitere Karten und die offiziellen MechPaks von Microsoft, eine Art prähistorischer DLC in Retail-Packung. Das MekPak bringt außerdem einen überarbeiteten Mehrspieler-Modus mit eigenem Interface mit sich. Allerdings ist das Fanprojekt durch die zugrundeliegenden Kosten für das Matchmaking und Datenbanken in Verbindung mit dem Erscheinen von MechWarrior: Online derzeit in der Einstellung begriffen, was immerhin die eher komplizierte Konfiguration spart. Die Homepage des Anbieters MekTek samt Forum soll davon unbetroffen sein, allerdings ist unklar, wie und ob der Mod, der ausschließlich über die Homepage des Teams beziehungsweise deren MTX-Downloader erhältlich war, angeboten wird. Aktuell lässt sich das Paket aufgrund dieser Situation nicht beziehen, an einer Lösung wird zum Glück aber gearbeitet. Außerdem steht die fast fertiggestellte Version 4 des Mods in Aussicht. Prinzipiell können die .mtx-Dateien jedoch auch aus anderen Quellen bezogen und entpackt werden.

Recht häufig plagen Mechpiloten auf aktuellen Rechnern zudem Probleme mit der Framerate. Hier hilft je nach Rechner entweder der Fenstermodus über den Startparameter „-window“ oder das Deaktiveren der Kantenglättung. Bei weiteren Schwierigkeiten hilft ein Blick in das MekTek-Forum, wo sich zu zahlreichen Problemen detaillierte Hilfestellungen finden. Sollte der verwendete Videocodec unter Umständen Sorgen verursachen, hilft ein Codec-Pack wie K-Lite. Alternativ oder bei weiteren Schwierigkeiten helfen die Parameter „/gosNoSound“, „/gosNoVideo“ und „/gosNoJoystick“.

Fazit

Ist MechWarrior 4 auch heute noch einen Blick wert? Gerade für Fans der Tabletop-Vorlage in Verbindung mit dem MekPak-Mod und seiner Vielzahl neuer Mechs auf jeden Fall, denn was den reinen Umfang betrifft, kann keine aktuelle Adaption mithalten. Doch selbst wenn das nicht der Fall ist, unterhält das Spiel auch heute noch überraschend gut: Das hohe Maß an Abwechslungsreichtum bei den Missionen und die Konfigurationsmöglichkeiten der Mechs und damit der durchaus moderat taktische Anspruch des Spiels bei flottem, actionlastigem Gameplay sind immer noch mehr als einen Blick wert.

Dank der verzweigten Kampagne steigt außerdem der Wiederspielwert, da sich selbst im dritten Durchgang noch neue Möglichkeiten entdecken lassen. Gerade weil es das Spiel mit dem erstklassigen Mod und damit maximalem Inhalt mittlerweile zumindest theoretisch (der Mod ist aktuell über offizielle Kanäle nicht verfügbar) kostenfrei gibt, lohnt der Blick auf jeden Fall. In der Free-to-Play-Klasse ohne Geschäftsmodell ist das Spiel ein konkurrenzloses Angebot. Im Einzelspieler-Modus, wohlgemerkt, denn der original Multiplayer-Modus aus MechWarrior 4 über das Internet ist tatsächlich Geschichte.

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SchnellcheckMechWarrior 4: Mercenaries
Getestete VersionPoint Release 1 (1.01), MekPak 3.1
Altersfreigabeab 12 Jahren
Empfohlene SystemanforderungenAMD Athlon / Pentium III (700 MHz), 128 MB RAM,
Grafikkarte mit 16 MB Speicher
WidescreenNur mit Mod
ModsMekPak
Kompatibilitätbis Windows 8
ProblemeVideocodec, Performance,
Nutzerkontensteuerung
EmpfehlungSingleplayer und LAN

In dieser Serie bereits erschienen:

  • Max Payne (2001)

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